Vorwort

Im Gespräch mit Austropapier Präsident Dr. Kurt Maier

kurt maier pressefoto 2020

„WIR HABEN DEN LOCKDOWN GENUTZT, UM UNS GUT AUF DIE ZUKUNFT VORZUBEREITEN.“

Dr. Kurt Maier

Die Erreichung der Klimaziele erfordert starke CO2-Reduktionen.

WAS LEISTET DIE PAPIERINDUSTRIE DAZU?

Das stimmt, CO2-Reduktion ist ein ganz wichtiges Thema und unsere gesamte Branche steht hinter den nationalen sowie europäischen Klimazielen. Natürlich sind wir eine energieintensive Branche, aber gerade das macht es für uns so lohnend, an Effizienz-Steigerungen zu arbeiten. Seit Jahrzehnten sind wir da kontinuierlich erfolgreich. Außerdem erzeugen wir unseren Energieverbrauch selbst, mit einer sehr hohen Öko-Quote von über 60 Prozent, was kaum eine andere Industrie erreicht. Das liegt an den großen Mengen Biomasse, die auf dem Holzplatz, in der Zellstofffabrik oder bei der Altpapier-Aufbereitung anfallen.

Neben Strom und Wärme ist der Verkehr ein großer Emittent. Um unseren Anteil beim Zulauf von Rohstoffen und dem Transport der fertigen Produktion auf der Schiene weiter hoch zu halten, ist der Austausch mit der Bahn und besonders der ÖBB wichtig. Dabei geht es um Strecken, Elektrifizierung, Bahnhöfe, Waggons und natürlich auch Tarife. In den Werken gibt es immer mehr eMobilität und wir hoffen, dass wir in Zukunft auch den Lkw-Verkehr auf alternative Motoren umstellen können.

Außerdem können wir CO2 durch Produkte und Prozesse sparen. Neue Lösungen aus Papier ersetzen Plastikprodukte und anderes Material mit einem hohen Klima-Fußabdruck. Im Bereich Verpackung und Barrierebeschichtungen gibt es gerade sehr viele Entwicklungen. Schließlich ist da noch das Recycling, das beim Altpapier ja schon sehr gut funktioniert. Weil die Mengen hier so groß sind, kann man dadurch auch große Verbesserungen erreichen.

WELCHE ENTWICKLUNGEN GAB ES ZULETZT?

Wie bewerten Sie das Jahr 2020?

2020? Ein wirklich bemerkenswertes Jahr. Das Ergebnis war viel schlechter, als wir zu Beginn ahnen konnten, aber doch noch besser, als es die Situation im Mai befürchten ließ. Das Mengenminus von über 5 Prozent kam hauptsächlich aus dem grafischen Bereich, doch der erhebliche Umsatzrückgang, verstärkt durch fallende Erlöse in sämtlichen Sparten, betraf alle. Auf der anderen Seite sind auch die Kosten teilweise zurückgegangen, sodass die Ergebnisse vertretbar geblieben sind.

Etwas, dass ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen möchte, ist die Leistung der Werke bei der Pandemie-Bekämpfung. Die Verantwortlichen in den Fabriken haben sich sehr schnell auf ganz neue Situationen eingestellt und Maßnahmen getroffen, die sich als wirksam herausgestellt haben. Umfassende Hygiene, Desinfektion und Masken-Tragen, dazu neue Laufwege, andere Schichtwechsel und Pausengestaltung, Homeoffice für Angestellte, reduziertes Fremdpersonal bei Reparaturen und vieles mehr gehören dazu. Mir ist kein Fall bekannt, dass irgendwo eine Schicht aufgrund eines Corona-Herdes ausgefallen wäre. – Das wurde alles sehr gut bewältigt!

Auch in der Politik standen die Corona-Maßnahmen im Vordergrund, für unsere Branche hat sich das Instrument Kurzarbeit als sehr hilfreich erwiesen und auch die Investitionsprämien haben einen Schub ausgelöst, weil einiges vorgezogen wurde. Fast übersehen wird dabei ein anderer für uns wichtiger Beschluss, nämlich das Erneuerbaren Ausbau-Gesetz, das uns in der Vorbereitung ja schon lange beschäftigt hat. Einerseits ist es gut, dass es zu der Gestaltung der Materie Sicherheit gibt, andererseits betrachten wir die kommende Doppelbelastung durch steigende Stromkosten und zusätzlicher Rohstoff-Konkurrenz mit Sorge. Die Fördereffizienz kommt auf vielen Ebenen noch immer zu kurz. So kommen wettbewerbliche Verfahren zur Vergabe der Förderungen nur selten vor, es gibt immer noch eine Möglichkeit, den Deckel für das Fördervolumen zu umgehen und auch der Brennstoffnutzungsgrad von Biomasseanlagen wurde nicht erhöht.

UND WAS KOMMT JETZT?

Was passiert, wenn die Pandemie endlich vorbei ist?

Das ist heuer eine besonders schwierige Frage. In einer Welt, in der sich die Rahmenbedingungen wöchentlich ändern können, sind Prognosen sehr schwer. Die Wahrheit ist, dass wir immer wieder nur „auf Sicht“ fahren. Wie klappt es mit den Impfplänen? Was bewirken die aufgetauchten Virus-Mutationen? Wie werden sich die Konsumenten entscheiden? Meine ungefähre Hoffnung ist, dass der Aufschwung im zweiten Halbjahr 2021 wieder einsetzt.

Und noch etwas …
Viele von uns in den Vorständen und den Planungsbüros haben den Lock-Down genutzt, um Strategien weiterzuentwickeln, unsere Forschung voranzutreiben, neue Investitionsprojekte vorzubereiten und Pläne einzureichen. Das ist proaktiv und eine gute Voraussetzung für die kommenden Jahre. Schauen Sie sich die Investitionsvorhaben der einzelnen Standorte an und sehen Sie, dass wir fest an die neuen Möglichkeiten unserer Industrie glauben.

Zum Schluss möchte ich drei noch Einladungen aussprechen:

  • Kennen Sie junge Männer oder Frauen, die sich für einen Beruf entscheiden wollen? – Machen Sie Werbung für einen Job in einer Papierfabrik. Wir suchen gute Nachwuchskräfte.
  • Wegen der Pandemie wird es leider auch 2021 keine Tagung in Graz geben. Umsomehr werden wir uns freuen, alle wohlbehalten und „in echt“ bei der Paper & Biorefinery Conference im Mai 2022 wiederzusehen. Infos gibt es hier: www.paper-biorefinery.com
  • Lesen Sie unseren regelmäßigen Newsletter „Papierindustrie aktuell“. Hier können Sie bestellen: https://austropapier.at/service-presse-newsletter

Ihr Kurt Maier

Präsident Austropapier