F&E-Ausschuss bei Austropapier: Europäische Förderperspektiven und aktuelle Forschungsarbeiten
Der F&E-Ausschuss der Austropapier fand im Oktober 2025 in Wien statt und bot einen kompakten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen in der europäischen Forschungs- und Förderlandschaft sowie über aktuelle Aktivitäten innerhalb der Branche. Vertreter:innen aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen nutzten die Sitzung, um sich über anstehende Programme, strategische Themen und laufende Projekte auszutauschen.
Ein Schwerpunkt lag auf einem Vortrag der FFG aus dem Bereich Europäische und Internationale Programme, der einen Ausblick auf die Horizon-Europe-Arbeitsprogramme 2026/27 bot. Dabei wurden die für die Papier- und Zellstoffindustrie besonders relevanten Cluster vorgestellt: Cluster 4 (Digital, Industry and Space) und 6 (Food, Bioeconomy, Natural Resources, Agriculture and Environment). Der thematische Fokus umfasst industrielle Innovationen, digitale Prozessoptimierung, den Einsatz künstlicher Intelligenz, nachhaltige Werkstoffe sowie ressourceneffiziente Produktionsverfahren. Zusätzlich wurden Entwicklungen im Bereich Kreislaufwirtschaft und biobasierte Systeme eingeordnet. Für diese Themenfelder stehen in den kommenden Jahren Budgetmittel zur Verfügung, wodurch sich neue Anknüpfungspunkte für die Branche ergeben können.
Besonders hervorgehoben wurde der neue europäische Aufruf „Clean Industrial Deal – Transformation der energieintensiven Industrie“, der im Rahmen von Horizon Europe 2026–2027 vorbereitet wird. Die Initiative ist clusterübergreifend (Cluster 4 – Digital, Industry & Space / Cluster 5 – Climate, Energy & Mobility) angelegt und verfügt über ein indikatives Budget von rund 600 Mio. €. Gefördert werden demonstrationsreife Industrieprojekte zur Dekarbonisierung, Energieeffizienz und Anwendung sauberer Technologien in energieintensiven Branchen wie Papier, Chemie und Stahl.
Im Anschluss wurde der Abschlussbericht des Projekts Walzentribologie vom österreichischen Kompetenzzentrum für Tribologie (AC2T) vorgestellt. Im Projekt wurden Reibungs- und Verschleißvorgänge an Kalanderwalzen untersucht, um Reibungsverluste, Energieverbrauch und Stillstandzeiten zu reduzieren. Auf Basis von Laborversuchen – unter anderem mit 3D-Vibrometrie – sowie simulations- und KI-gestützten Analysen konnten typische Belastungsmuster präzise abgebildet werden. Dabei wurde deutlich, dass Rattermarken und andere Verschleißphänomene früher erkannt und betriebliche Einstellungen gezielt optimiert werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass sich durch angepasste Walzenoberflächen und geeignete Betriebsparameter Effizienzsteigerungen und stabilere Produktionsbedingungen erzielen lassen.
Danach folgten kurze Updates aus den laufenden Projekten der Branche, darunter Arbeiten zu Grünlaugenklärschlamm (Clean Dregs), enzymatischen Stickie-Lösungen (StickieStop), biogenem CO₂ (CEUS-PPI) sowie drucktechnischen Fragestellungen (High Speed Inkjet).
Austropapier informierte außerdem über aktuelle Ausschreibungen, Veranstaltungen und bioökonomische Aktivitäten. Angesichts der erwarteten Überarbeitung der europäischen Bioökonomiestrategie bleibt die kontinuierliche Datensammlung und Abstimmung innerhalb der Branche ein wichtiger Schwerpunkt.
Der nächste F&E-Ausschuss findet im Jänner 2026 online statt, ein weiteres Treffen im Juni 2026 bei Hamburger in Pitten.