Am 29. Oktober 2024 versammelte sich der F&E-Ausschuss von der Austropapier zu einem Online-Meeting, geleitet vom Vorsitzenden Christian Skilich.
Forschung und Innovation als Schlüssel für die Zukunft der Papier- und Zellstoffindustrie
Die Forschung und Entwicklung (F&E) spielt eine zentrale Rolle für die Zukunft der österreichischen Papier- und Zellstoffindustrie. Nachhaltige Innovationen, technologische Weiterentwicklungen und effiziente Ressourcennutzung sind essenzielle Bausteine, um die Branche wettbewerbsfähig zu halten. Austropapier sieht es als ihre Aufgabe, die F&E-Aktivitäten strategisch zu positionieren, die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Innovationslandschaft zu verbessern und Forschungsprojekte gezielt zu fördern und zu unterstützen.
Aktuell laufen bei der Austropapier drei kooperative Forschungsprojekte, bei denen mehrere Unternehmen zusammenarbeiten. Alle werden im Rahmen des „Collective Research“-Programms der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert, das vorwettbewerbliche Forschungsprojekte unterstützt. Das Gesamt-Projektvolumen aller über Austropapier koordinierten Projekte beträgt über 420.000 Euro. Im Fokus stehen derzeitig Projekte, die darauf abzielen, Energie- und Materialeffizienz zu optimieren, den Chemikalieneinsatz zu reduzieren und wertschöpfende Nutzungsmöglichkeiten für Nebenprodukte besser zu verwerten.
Aktuelle Forschungsprojekte – von Clean Dregs bis StickieStop
Im Projekt Walzentribologie, das in Zusammenarbeit mit der AC2T Research GmbH durchgeführt wird, wird untersucht, wie durch ein besseres Systemverständnis die Energie- und Materialeffizienz an Walzenbezügen optimiert werden kann, etwa durch die Reduzierung der Linienlast. StickieStop, das von der TU Graz begleitet wird, erforscht den Einsatz von Enzymen zur enzymatischen Bekämpfung von Stickies und Pitch in Zellulosefasern. Ziel ist eine umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen chemischen Behandlung, um den Chemikalieneinsatz zu reduzieren. Das Projekt Clean Dregs wird in Kooperation mit der Montanuniversität Leoben (MUL) durchgeführt und beschäftigt sich mit der Verwertung von Grünlaugenklärschlamm (GKS), der bislang größtenteils deponiert wird. Hier sollen Analysen und neue Nutzungsmöglichkeiten entwickelt werden, um GKS wertschöpfend einzusetzen.
Forschungsschwerpunkte für eine nachhaltige Zukunft der Papier- und Zellstoffindustrie
Über diese laufenden Projekte hinaus gibt es zentrale Forschungsschwerpunkte, die langfristig für eine nachhaltige Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Branche entscheidend sind. Wichtige Handlungsfelder sind Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft zur effizienteren Ressourcennutzung und Recyclingoptimierung sowie nachhaltige Rohstoffe und klimafitte Wälder, die klimaresistente Holzarten und neue Verwertungsstrategien erfordern. Biobasierte Innovationen reichen von funktionalen Papierlösungen und alternativen Verpackungen bis hin zur Verwertung von Reststoffen wie Lignin, die neue Anwendungen in der Bioökonomie ermöglichen. Energieeffizienz und Dekarbonisierung fokussieren sich auf CO₂-Reduktion, Wärmerückgewinnung und flexible Energieinfrastrukturen. Digitale Technologien und smarte Steuerungssysteme optimieren Produktionsprozesse und senken den Energieverbrauch. Eine nachhaltige Wasseraufbereitung ist essenziell, um Umweltbelastungen zu minimieren und Ressourcen zu sichern.
Herausforderungen und Handlungsbedarf
Damit die Branche ihre Innovationskraft weiter ausbauen kann, braucht es ein innovationsfreundliches Klima und gezielte Unterstützung für Forschung und Entwicklung. Themenoffene Förderprogramme müssen ausreichend dotiert sein, um flexible Innovationsvorhaben zu ermöglichen. Gleichzeitig sollte der bürokratische Aufwand für Forschungskooperationen reduziert werden, damit insbesondere KMUs leichter Förderanträge stellen und verwalten können. Auch die Erfolgsquoten von Programmen wie Horizon Europe könnten durch transparentere Auswahlverfahren verbessert werden.
Schnellere Bearbeitungszeiten für Förderanträge und flexiblere Kostenstrukturen würden Planungssicherheit erhöhen und eine realitätsnahe Budgetgestaltung ermöglichen. Klare Regelungen zum Schutz geistigen Eigentums sind wichtig, um Unternehmen zur Zusammenarbeit in Forschungsprojekten zu ermutigen. Hochrisikoprojekte mit dem Potenzial für grundlegende technologische Veränderungen benötigen gezielte Unterstützung. Auch der Fachkräftemangel bleibt eine zentrale Herausforderung: Der Übergang von Universitäten in die Industrie muss erleichtert und die Attraktivität technischer Berufe gesteigert werden, um qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen.
Fazit
Durch gezielte Forschungsförderung, starke Kooperationen und strategische Unterstützung treibt Austropapier die Transformation zur Klimaneutralität 2050 der Papier- und Zellstoffindustrie aktiv voran. Unsere Forschungsprojekte zeigen, wie Innovation Energieeffizienz steigert, Ressourcen schont und die Kreislaufwirtschaft stärkt.
Das Neueste zum Thema
Auch in der Krise haben österreichische Papierbetriebe in Innovation investiert. Von den 305 Millionen EUR Investitionssumme gingen rund 70 Prozent in Projekte zur Energieeffizienz und Dekarbonisierung.