Austropapier-Präsident Martin Zahlbruckner spricht im Interview mit Selektiv über die immer höhere Kluft bei Energiepreisen in Europa, eine drohenden Deindustrialisierung in Österreich und was er sich konkret von der neuen Bundesregierung erwartet.
Schlüsselrolle in der heimischen und europäischen Wirtschaft
Die österreichische Papierindustrie ist ein zentraler Bestandteil der heimischen und europäischen Wirtschaft und steht exemplarisch für nachhaltige Innovation, hochwertige Qualität und fortschrittliche Modernisierung. Mit 23 Produktionsstandorten und rund 7.600 Beschäftigten leistet die Branche nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur nationalen Wertschöpfung, sondern stärkt durch ihre ausgeprägte Exportorientierung auch die Verflechtung mit internationalen Märkten. Nahezu 90 Prozent der in Österreich gefertigten Papier- und Kartonprodukte werden weltweit exportiert.
Die Produktionsstandorte der Austropapier-Mitglieder zeichnen sich durch eine außergewöhnliche hohe wirtschaftliche Multiplikatorwirkung aus: Jeder im Land generierte Euro an Wertschöpfung führt zu einem zusätzlichen Beitrag von 1,17 Euro zur Gesamtwertschöpfung. Diese Leistung ist vor allem auf die exzellente Qualität, der in Österreich produzierten Papier-, Karton- und Wellpappenlösungen sowie Spezialpapiere zurückzuführen.
Investitionen in die Zukunft
Die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Branche beruht auf kontinuierlichen Investitionen in Innovation und Nachhaltigkeit. Im Jahr 2023 wurden über 300 Millionen Euro in die Modernisierung von Produktionsanlagen, die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien investiert.
Vielseitige Produktpalette und Innovationskraft
Die heimische Papierindustrie ist überaus vielseitig und produziert neben Zellstoff, hochwertigen grafischen Papieren und unterschiedlichsten Verpackungen auch Spezialpapiere, die etwa im Gesundheitsbereich systemrelevant sind. Papier für Banknoten und Textilfasern aus Zellstoff runden das Portfolio in Österreich ab. Darüber hinaus verarbeiten viele Betriebe auch Reststoffe und Nebenprodukte wie Lignin zu innovativen Lösungen und leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Bioökonomie.
Vorreiter in der Nachhaltigkeit
Die österreichische Papierindustrie repräsentiert eine erfolgreiche Symbiose aus ökonomischer Effizienz und ökologischer Nachhaltigkeit. Durch ihre innovative Ausrichtung trägt sie maßgeblich zur
Stärkung des Industriestandorts Österreich bei und fungiert gleichzeitig als Vorreiter für zukunftsfähige Industriezweige in Europa.
Das Neueste zum Thema
Austropapier hat ein Impulspapier erarbeitet, das Lösungen für eine dringend benötigte Kurskorrektur der immer größer werdenden Wettbewerbsverzerrung aufzeigt.
Die Papierindustrie trägt maßgeblich zur Wertschöpfung in Österreich bei und ist Vorreiterin bei Umweltschutz und Defossilisierung. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Produktion benötigt die Branche von der kommenden Bundesregierung Rahmenbedingungen, die Nachteile in Österreich im Vergleich zu Europa aufheben und die längst überfällige Anpassung der Energiekosten an europäische Standards sicherstellen.
Die österreichsiche Papierindustrie ist eine Leuchtturmbranche der Bioökonomie und hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, als erster Industriezweig des Landes klimaneutral zu produzieren. Hohe Energiekosten und ein fehlendes level playing field in Europa gefährden aktuell den heimischen Industriestandort. Welche politischen Rahmenbedingungen notwendig sind, um auch in Zukunft mit hochqualitativen Produkten ‚made in Austria‘ auf dem Weltmarkt reüssieren zu können, hat Austropapier in einem Impuls-Papier zusammengefasst.