Mut zur Forschung: Wie Österreich seine Innovationskraft stärkt
Elisabeth Krassnigg (Austropapier) sprach mit Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), und Karin Tausz, Bereichsleitung Kooperation & Wissenstransfer, über den Stand der Forschung in Österreich, die Zielmarke von 4 Prozent, zentrale Zukunftsthemen und aktuelle Trends.
Die Forschungsquote in Österreich hat mit 3,35 Prozent einen neuen Rekord erreicht. Was bedeutet das für den Innovationsstandort – und welche Schritte sind notwendig, um die angestrebten 4 Prozent bis 2030 zu erreichen?
Henrietta Egerth:
„Die Rekord-Forschungsquote von 3,35 Prozent ist ein starkes Signal für den Innovationsstandort Österreich – und zugleich Ansporn, weiter mutig zu investieren. Unser Ziel bleibt klar: Bis 2030 eine Forschungsquote von 4 Prozent. Das ist ambitioniert, aber erreichbar, wenn wir weiter gezielt Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz, Quantentechnologien oder nachhaltige Industrieproduktion fördern und gleichzeitig die Rahmenbedingungen für forschungsstarke Unternehmen verbessern.“
Karin Tausz:
„Für den Weg zur 4-Prozent-Quote braucht es nicht nur mehr Mittel, sondern auch strategische Investitionen: in Talente, in exzellente Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, in den Technologietransfer. Als FFG gestalten wir diesen Prozess aktiv mit – durch Beratung, passende Förderinstrumente und einen klaren Fokus auf Wirkung.“
Welche Rolle spielt die FFG in diesem Prozess – und was sind ihre wichtigsten Aufgaben und Ziele?
Henrietta Egerth:
„Die FFG ist die nationale Förderagentur für unternehmensnahe Forschung und Innovation – unser Auftrag ist es, Innovation in Österreich möglich zu machen. Wir verbinden Forschung mit Wirtschaft, unterstützen von der Idee bis zur Markteinführung und begleiten Projekte in jeder Phase. Unser Ziel bis 2030 ist klar: Österreich soll zu den führenden Innovationsstandorten Europas zählen – mit einer starken, resilienten Industrie, die auf Forschung baut.“
Karin Tausz:
„Wir fördern nicht nur finanziell, sondern verstehen uns auch als strategischer Partner: Wir beraten Unternehmen bei der Projektentwicklung, vernetzen mit Forschungseinrichtungen, bringen Expertise zu Förderprogrammen ein – national wie europäisch. Besonders wichtig ist uns die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft: Denn nur in der Zusammenarbeit entstehen Innovationen, die wirken – wirtschaftlich und gesellschaftlich.“
Welche Entwicklungen prägen derzeit Forschung und Entwicklung in Österreich?
Karin Tausz:
„Ein starker Trend, den wir branchenübergreifend sehen, ist das Thema Nachhaltigkeit – nicht mehr als Add-on, sondern als zentraler Innovationsmotor. Dekarbonisierung, Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft: Diese Themen durchziehen mittlerweile fast alle Projekte – von der Papierindustrie bis zur Elektronik.“
Henrietta Egerth:
„Wir beobachten eine deutliche Zunahme von industriellen Kooperationen – Unternehmen schließen sich mit Forschungseinrichtungen zusammen, um gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln. Das macht angewandte Forschung besonders stark: Sie ist relevant, praxisnah und schnell umsetzbar.“
Fazit
Das Interview macht deutlich: Forschung ist in Österreich längst zu einem zentralen Standortfaktor geworden. Damit das Ziel von 4 Prozent bis 2030 gelingt, braucht es weiterhin Mut, klare Prioritäten und das Zusammenspiel vieler Akteur:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Fortsetzung folgt:
Im zweiten Teil des Interviews sprechen Vertreter:innen der FFG über die Zusammenarbeit mit Austropapier, die Bedeutung von Branchenforschung und den Blick in die Zukunft.